Nadel im Stohhaufen

Lebende Familienmitglieder in Polen finden

Ein Ahnenforscher beschäftigt sich hauptsächlich mit der Suche nach den Vorfahren und geht tief in die Vergangenheit. Wenn dann aber aus dem AHNENforscher ein FAMILIENforscher wird, kommt die Frage nicht nur nach der Vergangenheit, aber auch nach der Gegenwart.

Wie man die noch lebende Familienmitglieder sucht habe ich auch in meinem E-Buch beschrieben, hier noch mal eine Zusammenfassung. Ich möchte Dir 8 Tips geben, um die Suche nach der immer noch in Polen lebenden Familie zu erleichtern.

1.  Finde alle möglichen Informationen in alten Urkunden

Die noch in Polen lebende Angehörigen haben einen Vorfahren, der mit Dir verwandt ist. Hast Du wirklich alles überprüft, was ihn betrifft? Achte auch auf Informationen, die irgendwo nur einmal oder am Rande vermerkt wurden. Ein Stempel auf der Geburtsurkunde mit dem Vermerk, wo diese Person geheiratet hat. Ein Zufallsfund, wo der Vorfahre als Taufpate MIT Wohnort angegeben wurde usw.

2. Die Suche in einer großen Stadt – Pech gehabt 🙂

Ja, die Suche in einer großen Stadt ist mehr aufwändig, aber hier gibt es auch Anhaltspunkte. Vor allem versuche die Wohnadresse zu ermitteln. Gibt es vielleicht alte Korrespondenz, Lieferscheine (wenn Deine Familie in den 80.-90. Jahren des XX Jh Pakete nach Polen geschickt hat) usw? Wenn die Spuren nur zu den Vorkriegsjahren reichen – hast Du alle möglichen Adressbücher durchsucht? Manche sind in den digitalen Bibliotheken zu finden. Vielleicht wären auch die Zeitungen hilfreich, wenn die Person ein Geschäft hatte oder gewerblich Tätig war und sich in den lokalen Medien beworben hatte.

3. Kleines Dorf – auch nicht ganz einfach

Ein Dorf ist so viel wert, wie die Adresse in einer großen Stadt. In einem Dorf kennen sich fast alle und die ältesten Frauen kennen alle Familienzusammenhänge der Nachbarn seit den letzten 80 Jahren. Ich wohne zwar in einer Stadt, aber meine Familie (und die meines Mannes) lebt seit über 100 Jahren in dem gleichen Stadtteil (Petersdorf / Szobiszowice in Gleiwitz). Meine Mutter und meine Schwiegermutter kennen die Lebensgeschichten der alten Bewohner auswendig, mit allen Geschichten, Zusammenhängen usw. Und ich merke, ich bin langsam auch alt, weil ich wieder die Geschichten meiner Gleichaltrigen und deren Geschwister, Eltern usw. kenne. 🙂

Wenn es dir also bekannt ist, dass jemand in einem Dorf gelebt hat, es gibt folgende Möglichkeiten:

  • den Schultheiß anrufen oder anschreiben. Das sind oft Leute, die schon lange in dem Dorf wohnen und alle kennen. Und selbst, wenn sie selbst nichts wissen, sie kennen noch die ältesten Personen, die etwas wissen könnten.
  • den örtlichen Pfarrer anrufen oder anschreiben, nach lebenden und beigesetzten Personen fragen
  • die Internetseiten der örtlichen Schulen, Sport- oder Musikvereinen durchsuchen

4. Die Gräber sprechen lassen

Wenn Du schon in den Nachkriegsjahren suchst, wäre vielleicht die Gräbersuche hilfreich. Das gilt auch für ältere Gräber, die immer noch von jemanden (hier liegt Deine Hoffnung!) bezahlt und gepflegt werden. In Polen gibt es grundsätzlich kommunale und katholische Friedhöfe. Auf den kommunalen Friedhöfen werden aber die Katholiken auch bestattet, es ist kein Problem. Für manche der Friedhöfen gibt es online Datenbanken, die man durchsuchen kann. Die meist verwendete Software heißt Grobonet und auf der Internetseite des Herstellers gibt es eine Suchmaske, wo man nach dem Namen suchen kann. Zusätzlich gibt es noch eine Karte wo man erkennen kann in welchen Orten das System eingeführt wurde, also wo es überhaupt diese Suchmöglichkeit gibt.

Und wenn man schon den richtigen Friedhof findet, bekommt man mit etwas Glück auch die Kontaktdaten zu den Personen, die sich um das Grab kümmern. So habe ich in der letzten Zeit eine Familie in Chorzów gefunden 🙂

5. Deutsche Minderheit

Diese Quelle ist meiner Meinung nach stark unterschätzt. Der größte Vorteil für Dich ist, dass die Mitglieder deutsch sprechen! Und je kleiner der Ort, desto besser kennen sich die Leute unter sich (siehe Punkt 3).

6. Telefonbuch – leider nicht

Ein Telefonbuch wäre eigentlich die beste Lösung um Personen mit bestimmten Namen zu suchen. Das Problem ist nur, dass es in Polen eigentlich kein Telefonbuch der privaten Anwender gibt! Es liegt wahrscheinlich daran, dass die Personaldaten auf diese Weise geschützt werden sollen. Oder es wird das Personenschutzgesetz falsch verstanden?

7. Datenbank der gewerblich tätigen Personen

Es gibt eine Datenbank der gewerblich tätigen Personen, die man nach Namen, Kreisen und Orten durchsuchen kann. In den Suchergebnissen befinden sich aber meistens keine Kontaktdaten. Die muss man schon selbst im Internet finden.

8. Sonstige Möglichkeiten

Man muss schon erfinderisch werden 🙂 Wenn z.B. die Adresse bekannt ist, kann man mit Google Street View (Polen ist eigentlich flächendeckend dabei) die Gegend erkunden. Vielleicht findest Du dort einen Anhaltspunkt für weitere Forschungen? Ich habe mal so unter der bekannten Adresse einen Blumenladen gefunden, dann die Telefonnummer auf dessen Fanpage bei Facebook und die Inhaberin war eine gute Bekannte von der Tochter der gesuchten Personen 🙂

Viele Leute sind auch bei den sozialen Medien dabei, nicht nur bei Facebook, aber auch Linkedin, XING usw.

Genug?

So, ich hoffe, ich habe Dir wenigstens ein paar neue Ideen gegeben wie Du den polnischen Teil der Familie finden kannst. Die oben beschriebene Internetseiten und Suchmasken habe ich in meinem E-Buch detaillierter beschriebenen. Oder schreibe ein Kommentar. Viel Erfolg!

Hast Du gemerkt, dass ich diesen Beitrag nicht mehr an „Sie“ gerichtet habe, sonder an „Dich“? Das hat mich schon lange gequält und ich habe meine Fans bei FB danach gefragt. Die Mehrheit hat sich für die Form „Du“ entschieden, bei der ich jetzt bleiben werde. 🙂

3 thoughts on “Lebende Familienmitglieder in Polen finden

  1. Antworten
    conny - 9. Dezember 2016

    wir hatten Glück und haben im Urlaub einen polnischen Hobbyhistoriker kennengelernt. Der hat sich auf die Suche gemacht und bekam als Muttersprachler einfacher Auskunft. Das war ein grosser Glücksfall für meine Familie.

    1. Antworten
      Aleksandra Manka - 10. Dezember 2016

      Ja, da habt ihr wirklich Glück gehabt! Aber solche Abenteuer machen die Ahnenforschung spannend 🙂

      1. Ellen Redemann - 27. Januar 2021

        Hallo, ich suche Verwandte eines Freundes meines Vaters.
        Günther Eschrich
        Geb. 8.11.1917 in Posen
        Gefallen 16.3.1942
        Mein Vater ist leider auch 1945 Gefallen.
        Vielleicht gibt es noch Angehörige oder eine Adresse.
        Ich habe ganz viele Fotos und Vielleicht würden sich Verwandten darüber freuen.

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