In den letzten Tagen habe ich wieder ein Staatsarchiv besucht, dieses mal in Kattowitz. Es hat mich wegen seiner Größe überrascht, aber das müsste man schon bei einem Archiv, das so ein weitreichendes Gebiet umfasst, vermuten. Mit Größe meine ich nicht unbedingt das Gebäude, es tut sich dort einfach viel mehr, es gibt mehr Besucher, mehr Personal, die Prozeduren sind an das große Volumen der Bestände angepasst.
Der Arbeitsraum ist sehr groß und bequem. Die Arbeitstische bieten genügend Platz selbst für mehrere Bücher und sind gut beleuchtet. Man kann noch eine zusätzliche Lampe direkt über dem Tisch einschalten. Gleichzeitig können mehrere Personen arbeiten, die sich gegenseitig nicht stören, weil die Tische weit auseinander gestellt sind.
Digitale Bestände werden auf den vorhandenen PC’s zugänglich gemacht, es gibt auch Lesegeräte für Mikrofilme. Das Archiv verfügt auch über einen Scanner.
Die ersten Schritte
Wenn Sie an kalten Tagen ankommen vergessen Sie nicht Ihre Mäntel oder Jacken in der Garderobe zu lassen 🙂 Sonst werden Sie ziemlich unhöflich daran erinnert, wie es mir passiert ist. Dabei habe ich erst mal gar nicht die Garderobe gesehen! Diese kleinen Schränke mit einem Münze-Schloss wie im Schwimmbad befinden sich im Korridor. Gegenüber befindet sich übrigens das WC 🙂
Urkunden im Papierform und auf dem PC
Manche der gesuchten Urkunden wurden schon digitalisiert und so werden sie auch auf den vorhandenen PC’s zur Verfügung gestellt. Einerseits ist es sehr bequem, der Nachteil ist aber, dass man keine Kopien runter laden kann. Die einzige Methode eine Kopie zu machen ist… ein Foto aus dem Bildschirm! Ich habe mir das sagen lassen, aber wenn ich dort das nächste mal komme, werde ich vielleicht doch versuchen es irgendwie umzugehen. Der PC hat aber keine Internetverbindung, fast gar keine Software, man bekommt nur ein Verzeichnis, wo die bestellten Bestände (als jpg oder pdf) kopiert werden. Es funktioniert reibungslos und sehr schnell. Bis auf das Kopieren 🙂
Viel langsamer werden aber Bestände bedient, die noch in der Papierform sind. Die Bestellungen (Leihzettel) müssen bis zu jeder halben Stunde abgegeben, dann werden sie von den Lagerarbeiter gesammelt und eine Stunde(!) später bekommen Sie die bestellten Bücher. In der Zwischenzeit kann man natürlich digitalisierte Urkunden durchsuchen.
Es gibt noch eine Regel für Bestände in der Papierform: gleichzeitig kann man maximal fünf Stück ausleihen. In der nächsten Stunde können Sie die nächsten fünf haben, aber man muss sie entsprechend früher bestellen. Wenn man bedenkt, dass manchmal in einem Buch nur ein Jahrgang (mit über 1000 Einträgen!) der Geburts- oder Sterbeurkunden erfasst wird, kann es die Arbeit etwas schwierig machen.
Formulare
In jedem Staatsarchiv müssen Sie einige Dokumente ausfüllen. Ich glaube, ich beschreibe es genauer in einem der nächsten Beiträgen, aber hier in einer Kurzform:
- Anmeldeformular – hier tragen Sie Ihren Namen, Adresse und Forschungsgrund (Genealogie)
- Leihzettel – hier schreiben Sie schon welche Bücher genau Sie durchsuchen möchten. Wenn Sie dem Personal grob sagen wo Sie suchen möchten (Standesamt Danzig oder Kirchenbücher aus der St. Barbara Kirche) bekommen Sie eine Liste mit allen Einheiten, die zu dem Bestand gehören. Jedes „Stück“ (meistens ein Buch) hat eine Signatur, die auf dem Leihzettel geschrieben werden soll. Zusätzlich kommt noch Ihr Name und das Datum drauf.
- Jede Einheit im Papierform wird in einer Aktenmappe zusammen mit einem Begleitzettel ausgegeben. Dort tragen Sie sich wieder mit Ihrem Namen, Datum und dem Ziel („genealogia“) ein.
Änderungen ab Januar 2017:
Im Januar 2017 haben sich die Regeln für die Bestellung der Bestände geändert. Das wichtigste wäre:
- die Leihzettel werden nur drei mal am Tag gesammelt: um 9:30, 10:30 und 12:00 Uhr. Die bestellten Bestände bekommen Sie entsprechend um 10:30, 12:00 und 13:30 Uhr, also 1-1,5 Stunden später!
- Bestände, die in dem Arbeitsraum nach 12:00 bestellt werden, werden am nächsten Tag geliefert.
- man darf am Tag nur bis 15 Leihzettel für Bestände in Papierform abgeben. Für Mikrofilme und digitalisierte Bücher gilt diese Regel also nicht.
- man kann die Leihzettel auch elektronisch (per E-Mail) einreichen. Das Problem ist nur, dass man nirgendwo außer in dem Leseraum die Signaturen finden kann! Sie werden online nicht zur Verfügung gestellt, es ist also nicht möglich vor dem ersten Besuch das Archiv benachrichtigen welche Bestände man braucht. Die Liste mit den Signaturen kann vor Ort kopiert werden, damit man für die Zukunft schon etwas in der Hand hat. Angenommen, dass man weiß welche Urkunden in der Zukunft in Frage kommen. 🙂 Man weiß auch nicht ob es die gesuchten Dokumente in Papierform gibt oder schon digitalisiert (Regel der 15 Leihzettel).
- die per E-Mail geschickten Leihzettel, die bis 14:00 Uhr bei dem Archiv eintreffen werden am nächsten Tag bearbeitet, nach 14:00 Uhr – am übernächsten.
Die Archivordnung (auf Polnisch) ist hier zu finden, die Leihzettel hier: (doc und pdf).
Anschrift und Anfahrt
Das Archiv befindet sich leider nicht in der Stadtmitte, sondern in dem Stadtteil Józefowiec, an der Straße Józefowska 104: https://goo.gl/maps/r1XgK2dBrB92 Man kann das Archiv mit den öffentlichen Verkehrsmittel erreichen, und zwar mit den Bussen 30, 30N, 110, 168 und 296, oder natürlich auch mit dem Auto.
Hallo Aleksandra
Ich hab auch endlich die Gelegentheit nach Kattowize zu fahren und möchte dort dann das Archiv besuchen.
Lange schon suche ich nach Information über meinen Urgroßvater, nur leider ist Online nichts zu finden.
Deswegen hoffe ich vor Ort endlich was zu finden!
Frage…muss ich mich vorher anmelden?!
Ich kann sehr schlecht bis fast gar nicht polnisch lesen….
Kannst du mir noch paar Tipps geben!
Lg Magda
Hallo Magda!
nein, Du brauchst Dich nicht früher anmelden, komme aber schon früh (um 9:00 Uhr) an. Das Archiv arbeitet meistens bis 14 Uhr, nur donnerstags (außer Juli und August) bis 17 Uhr.
Sonstige Informationen hast Du schon in dem Artikel gelesen. Viel Erfolg!
Lg Aleksandra
Hallo
Ich suche auch etwas von meinen Ur und Ururgroßeltern im Archiv in Kattowice.Es wäre nett wenn Sie mir bescheid geben wenn Sie das nächste mal vor Ort sind.Lg Nadine
Hallo Frau Grelewicz,
ich werde mir Ihre Anfrage notieren, danke. Wie umfangreich sind aber Ihre Recherchen? Schreiben Sie mir am besten eine E-mail mit den Einzelheiten.